2001 gab es den letzten Maul- und Klauenseuchenausbruch in Deutschland. In Österreich ist er noch länger her. Lässt mich das ruhig schlafen? Nein. Denn was mich weitaus mehr beunruhigt als die Erkrankung an sich, sind die staatlichen Maßnahmen, die prophylaktischen Zwangstötungen gesunder Tiere anordnen und das aus rein wirtschaftlichen Gründen. Hier ein paar Fakten zur aktuellen Lage:
Warum darf Maul- und Klauenseuche eigentlich nicht behandelt werden?
Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die vor allem Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen betrifft. Obwohl die Krankheit für die betroffenen Tiere in der Regel nicht tödlich verläuft, ist ihre Behandlung in der EU verboten. Stattdessen werden infizierte Tiere in der Regel gekeult, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Tierwohl oder wirtschaftliche Interessen?
In Diskussionen über eine mögliche Behandlung von MKS wird häufig das Tierwohl als Argument genannt. Die Erkrankung verursacht hohes Fieber, schmerzhafte Blasen an Maul und Klauen sowie eine allgemeine Schwächung, die über Wochen anhalten kann. Doch was oft unerwähnt bleibt: Das bestehende Behandlungsverbot lässt den Tieren gar keine Chance auf Genesung. Viele von ihnen könnten mit entsprechender medizinischer Versorgung genesen – wenn es denn erlaubt wäre.
Ein weiteres Argument gegen eine Behandlung sind die wirtschaftlichen Einbußen: Tiere, die sich erholen, gelten als weniger produktiv und somit als unrentabel. Doch ist es wirklich im Sinne des Tierwohls, sie deshalb direkt zu töten?
Impfstoffe sind vorhanden – doch nicht erwünscht
Tatsächlich gibt es Impfstoffe gegen Maul- und Klauenseuche. Dennoch haben sich die EU-Mitgliedstaaten darauf geeinigt, den Status "MKS-frei" um jeden Preis zu erhalten. Dies bedeutet, dass Tiere keine Antikörper aufweisen dürfen, da dies den Handelsstatus der jeweiligen Länder beeinträchtigen könnte.
Interessanterweise existieren jedoch moderne Impfstoffe, die eine klare Unterscheidung zwischen geimpften und infizierten Tieren ermöglichen – wenn man sie denn einsetzen würde.
Keulungen trotz negativer Proben
Ein aktuelles Beispiel aus Brandenburg zeigt, wie rigoros die Maßnahmen umgesetzt werden: Nach einem MKS-Verdachtsfall wurden Tiere im Umkreis von einem Kilometer vorsorglich getötet – obwohl alle Proben negativ waren. Die Laboranalyse hätte lediglich drei Stunden gedauert, doch selbst diese kurze Zeit wurde den Tieren nicht gewährt.
Ein Umdenken ist notwendig
Diese Vorgehensweise ist nicht nur ethisch fragwürdig, sondern auch veraltet. Besonders für Lebenshöfe und alle Halter, die ihre Tiere nicht zur Vermarktung halten, stellen solche Maßnahmen eine enorme Belastung dar.
Zugleich zeigt sich, dass der Handel bereits kurze Zeit nach dem Verdachtsfall wieder aufgenommen wurde, während für die betroffenen Tiere keine Gnade gewährt wird.
Was geht es uns also eigentlich an?
Maul- und Klauenseuche (MKS) betrifft uns alle aus tierethischer Sicht, weil sie erhebliche Auswirkungen auf das Wohlergehen der betroffenen Tiere hat und unser moralisches Verhältnis zu ihnen hinterfragt.
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Tierleid und Tierschutz:
- MKS verursacht massive Schmerzen und Leiden bei infizierten Tieren, einschließlich Fieber, schmerzhafter Blasenbildung an Maul und Klauen sowie eingeschränkter Nahrungsaufnahme und Bewegung.
- Die Bekämpfungsmaßnahmen, insbesondere Massenkeulungen (Tötung ganzer Bestände), werfen ethische Fragen zur Verhältnismäßigkeit auf.
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Verantwortung des Menschen:
- Menschen sind für die Bedingungen in der intensiven Tierhaltung verantwortlich, die die Ausbreitung von Krankheiten begünstigen. Dies stellt die ethische Verpflichtung in Frage, Tiere unter besseren Bedingungen zu halten und präventive Maßnahmen zu verbessern.
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Wirtschaft versus Ethik:
- Wirtschaftliche Interessen (Schutz von Märkten, Exportverboten) stehen stets im Vordergrund, während das Tierwohl in den Hintergrund rückt.
- Dies führt zu einem moralischen Dilemma: Profit wird über das Wohl der Tiere gestellt.
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Moralische Verpflichtung zur Prävention:
- Eine ethische Gesellschaft sollte darauf abzielen, Tierseuchen durch bessere Haltungsbedingungen, Impfungen und eine nachhaltigere Landwirtschaft zu verhindern.
- Dies erfordert eine Abkehr von intensiven Nutztierhaltungen hin zu artgerechteren Systemen.
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Zusammenhang mit menschlicher Gesundheit:
- Die Art und Weise, wie wir Tiere halten, beeinflusst auch das Risiko von Zoonosen (Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können), was eine ethische Verpflichtung zur Verantwortung und Prävention schafft.
Insgesamt betrifft MKS uns alle, da sie uns zwingt, unser Verhältnis zu Nutztieren zu hinterfragen und ethische Entscheidungen für eine nachhaltigere und tierfreundlichere Zukunft zu treffen.
Es ist an der Zeit, ein Umdenken zu fordern und moderne, tierethisch vertretbare Lösungen zu entwickeln, die sowohl den Tieren als auch den Haltern gerecht werden.
Der Verein Biophilie hat eine Petition zu dieser heiklen Thematik gestartet,
Was zumindest für einen Teil der Tiere erreicht werden soll:
- Vermerk im Pass/Datenbank als "Nicht-Schlachttier" und damit Sonderstatus
- Möglichkeit der freiwilligen, selbstfinanzierten Markerimpfung
- Abwarten der Laborergebnisse, so dass Tiere zumindest bei negativen Ergebnissen nicht getötet werden.
Hier kannst du die Petition mit deiner Unterschrift unterstützen!
Und hier findest du ein Video mit vielen Hintergrundinformationen:
Testen statt Töten – Impfen statt Töten.
Tierärztin Dr. Kirsten Tönnis und Tierarzt Nicki Schirm klären zu Hintergründen der Erkrankung auf und kritisieren das aktuelle Vorgehen der Behörden.
Zum Hintergrund: Allein im Januar 2025 in Brandenburg wurden hunderte gesunde Tiere getötet – um Schlachtexporte in Drittstaaten möglichst schnell wieder in Gang setzten zu können. Exportinteressen einzelner landwirtschaftlicher Großkonzerne dürfen aber nicht über dem Grundgesetz stehen.
Geordert wird, die Verordnung zum Umgang mit der Maul- und Klauenseuche zu modernisieren und die vorsorgliche Impfung mit Markerimpfstoffen sowie die Testung von bedrohten Tieren regelhaft und verpflichtend festzuschreiben. Die zuständigen Behörden können sich schon heute für diese zeitgemäße Maßnahme der Krankheitsbekämpfung entscheiden, anstatt hunderte oder Millionen gesunder Tiere zu töten.
Testen statt Töten – Impfen statt töten.