Fische waren die ersten Tiere, deren Tod ich als Kind bewusst miterlebte. Am Strand von Kroatien saßen Angler, und ich wurde zum ersten Mal direkt mit dem Sterben eines Lebewesens konfrontiert. Dieses Erlebnis hat mich tief geprägt und war ein Grund, warum ich mich schon früh gegen das Essen von Tieren entschied.
Warum erzähle ich das?
Laut einer Studie glauben mehr als 50 % der Menschen, dass Fische keine Gefühle haben. Vielleicht liegt das daran, dass sie im Wasser leben, wir weniger Kontakt zu ihnen haben und kaum Bindung aufbauen.
Mein Vater hatte ein Aquarium. Stundenlang saß er davor und beobachtete die Fische. Oft tat ich es ihm gleich. Wir saßen still zusammen, und vielleicht deshalb waren mir Fische nie fremd. Fische drücken sich anders aus, doch die Forschung hat in den letzten Jahren erstaunliche Dinge über sie herausgefunden: Sie kommunizieren über Geräusche, haben ein Gedächtnis, empfinden Schmerz, lösen komplexe Probleme, können Tricks lernen, kooperieren, haben Freunde – und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Sie trauern auch.
Mein erstes eigenes tiergestütztes Erlebnis, an das ich mich bewusst erinnere:
Als ich als Kind alleine auf meine Mandel-OP wartete, setzte man mich vor das Krankenhaus-Aquarium. Dort beobachtete ich zwei „küssende“ Guramis. Dieses Erlebnis war ein Anker für mich – meine erste tiergestützte Erfahrung als kleine Patientin. Die Fische haben mir damals Trost gespendet, meine Angst und Aufregung gemildert.
Auf der Suche nach immer was Neuem, gehen wir manchmal in die falsche Richtung...
In der tiergestützten Arbeit wird Angeln neuerdings als pädagogisch wertvolles Tool bezeichnet. Aber sollten wir nicht genau das Gegenteil bewirken? Empathie für andere Lebewesen entwickelt man so sicher nicht. Geht es in unserer Arbeit nicht darum, alles Leben zu wertschätzen, zu bewahren und zu schützen – und genau diese Werte weiterzugeben?
Wer, wenn nicht wir, fördert Mitgefühl für alle Spezies. Wir sollten positive und respektvolle Begegnungen mit Fischen ermöglichen. Angebote, die das Leid von Fischen in Kauf nehmen, stehen im Widerspruch zu den Grundsätzen tiergestützter Arbeit.
Wir tragen Verantwortung dafür, eine Haltung einzunehmen, die das Leben aller Tiere respektiert – auch das der Fische.
Wenn ich meine eigenen Goldfische im Teich beobachte, Fischi, der mich jeden Morgen mit einem Blubbern begrüßt, sich berühren lässt und sogar meine Nähe sucht, wenn es ihm nicht gut geht, wird mir deutlich: Auch zwischen Mensch und Fisch sind Vertrauen und Verbundenheit möglich. Genau das möchte ich den Menschen weitergeben, die zu mir kommen.