Alt und jung - Dream Team oder No Go?

 

 

Meine Ratte Janos ist ein älterer Herr mit einigen altersbedingten Wehwehchen. Nach dem Verlust seiner Teamkollegen und vor allem seines Bruders vor einigen Wochen baute er stark ab. Allein bleiben war für ihn keine Option; das war mir klar, und so stand ich vor der Entscheidung, etwas zu tun. In der Vergangenheit machte ich ganz unterschiedliche Erfahrungen mit der Vergesellschaftung jüngerer Tiere mit Senioren. Meiner Ansicht nach hängt es vor allem von den individuellen Persönlichkeiten ab, ob so eine Konstellation gut klappt oder nicht.

 

Was ich als wichtig erachte, ist die Möglichkeit für junge Tiere, ihre Lebendigkeit auszuleben: Toben, Spielen, Rangeln, Raufen - all das sollte möglich sein, entweder mit uns als menschlichen Begleitern oder mit gleichaltrigen Artgenossen.

Als unser Findelkind Katze Lumi einzog, war sie einige Monate alt und unsere Katze Svenja bereits 9. Was auf den ersten Blick suboptimal erscheinen mag, entpuppte sich als Dream Team. Beide absolute Sanftpfötchen mit einem sehr netten Spielstil, Rücksichtnahme aufeinander, und die "Kleine" fühlte sich in Obhut der "Oma" gut aufgehoben und wohl. Die wilden Spielattacken wurden an Katzenangeln ausgelebt, und als sie älter war, gab es mit den Katzen der Umgebung auch mal ein Treffen.

 

Wenn junge Tiere mit alten Tieren aufwachsen, empfinde ich dies als enorme Bereicherung. Sie profitieren bestenfalls sehr voneinander. Die einen von der Erfahrung und der Weisheit, die anderen vom jungen Leben und Übermut, der den Alltag wieder abwechslungsreicher gestaltet.

Auch wenn junge Tiere zusammen mit alten Hasen ihre ersten tiergestützten Einheiten absolvieren, hat man einen unglaublichen Vorteil dadurch. Entspannte Tiere, die erfahren vorangehen, selbstsicher und freudig mit Menschen agieren, sind ein gutes Vorbild und vermitteln, dass hier alles gut läuft und richtig ist. Da müssen wir als Menschen gar nicht mehr so viel tun, außer eine Umgebung zu schaffen, in der sich alle wohl fühlen. Ältere Tiere bieten Orientierung. Sie geben ihre Botschaften weiter wie ein Vermächtnis. Und die hinterlassen mitunter tiefe Lücken, wenn sie gehen.

 

Was sind nun die Nachteile einer Mehrgenerationen-Gruppe? Das Thema, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen, und unsere jungen Tiere, ist der Abschied, wenn die Alten gehen. Der ist für manche der Jungen gar nicht so einfach zu verdauen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es oft besser zu verkraften ist, wenn die Jungtiere bereits erwachsen sind. Trifft sie der Verlust noch in ihrer  prägenden Jugendzeit, hatten zumindest meine Tiere weitaus größere Probleme damit zurechtzukommen.

 

Ältere Tiere haben oft andere Bedürfnisse und Einschränkungen, die für uns als Halter einen Mehraufwand bedeuten. Zusammen mit den eventuell pubertierenden Jungspunden kann es ein wenig wie ein Jongleurakt werden, beides unter einen Hut zu bekommen und beiden gerecht zu werden.  Wir sind gefordert, genau zu beobachten und eventuell auch zu managen, um Situationen zu verändern, damit die Alten genug Ruhe haben und die Jungen genügend Reize und Lernerfahrungen haben können.

 

Die Tendenz, alte Tiere mit alten Tieren zu halten und Junge mit Gleichaltrigen, erinnert mich in vielerlei Hinsicht an unsere gegenwärtige gesellschaftliche Situation. Ähnlich wie in Pflegeeinrichtungen, wo vorwiegend ältere Menschen anzutreffen sind und ambitionierte Generationenprojekte eher die Ausnahme darstellen, neigen wir dazu, Tiere ähnlichen Alters zusammenzuhalten. Diese Trennung nach Altersgruppen kann dazu führen, dass ältere Tiere, wie auch ältere Menschen, sich wenig gebraucht und einsam fühlen. Ich erinnere mich an meine Großmutter, die auf meinen Vorschlag, sie mit dem Rollstuhl in den Garten des Pflegeheims zu fahren antwortete: "Was soll ich dort? Da sind nur alte Leute." Diese Aussage hat mich nachdenklich gemacht, denn ich konnte sie gut verstehen. Möglicherweise empfinden auch einige unserer Tiere ähnlich und sehnen sich nach einer vielfältigen Gemeinschaft, die verschiedene Altersgruppen umfasst. Die vielfältige Buntheit des Lebens, in der alle Platz haben, ist etwas, von dem alle profitieren können.

Wir sind Mitglied im internationalen Dachverband für Tiergestützte Interventionen


Kontakt

Andrea Wiesner

Kaiser Konstantingasse 11

2405 

Bad Deutsch Altenburg

Tel.: 0650 480 78 29

 

Kleinunternehmer gem. § 6 Abs. 1 Z 27 UStG

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